Ähnlich wie die Ausbildung der Torwarte hat auch die Ausbildung der Verteidiger bestimmte Besonderheiten, die sowohl in den Trainingseinheiten als auch im Spiel berücksichtigt werden müssen, insbesondere in den Altersklassen U11 und U9. Eine gezielte Ausbildung der Spieler mit Blick auf eine eventuelle Spezialisierung auf den Posten des Verteidigers empfiehlt sich erst ab der Nachwuchsklasse.
Besondere Merkmale des Spiels der Verteidiger:
- Bewegung – höhere Frequenz der Wechsel von einer Vorwärts- zu einer Rückwärtsbewegung und umgekehrt, höhere Anforderungen an die Geschicklichkeit und mehr Richtungswechsel (im Vergleich mit den Angreifern);
- Besonderheiten beim Schießen (vor allem in den Bereichen ab der blauen Linie);
- Zweikampf aus der Perspektive des Verteidigers (besonders in der Phase von Ballabnahme vom Gegner bis zu einer kreativen Lösung in Form eines neuen Spielansatzes oder der Entwicklung eines Gegenangriffs);
- neuer Spielansatz und Unterstützung des Angriffs.
Mögliche weitere Besonderheiten des Spiels der Verteidiger:
- Rotationen im Angriffsdrittel (mit Sichern des Verteidigers, der an einer Angriffsaktion teilnimmt);
- Pinching – Attackieren bei einem neuen Spielansatz des Gegners im Raum bei der Bande;
- Abblocken von Schüssen durch die Verteidiger.
Neuer Spielansatz – Überschrift auf blauem Feld
Ratschläge, wann der Verteidiger nicht zuspielen sollte:
- Wenn er nicht weiß, wo er einen Mitspieler vorfindet.
- Wenn der Mitspieler gedeckt ist oder sich nicht freilaufen kann.
- Vor dem eigenen Tor.
- Kreuzweise über die Verteidigungszone.
- Wenn eine Einzelaktion zweckmäßiger und vorteilhafter ist als ein Zuspiel.
Empfehlungen für das Training neuer Spielansätze:
- In den Altersklassen U11 und U9 stehen die Basisfertigkeiten des Einzelspiels im Mittelpunkt (Ballführung, Zuspiel, Freispielen des Spielers mit Ball und ohne Ball). Das Trainieren dieser Fertigkeiten ist nicht programmatisch auf neue Spielansätze ausgerichtet, sondern die einzelnen Fertigkeiten des Einzelspiels werden getrennt eingeübt.
- In den Altersklassen U 15 und U13 verlagert sich der Schwerpunkt des
Trainings von den Einzelspielfertigkeiten als Basis für neue Spielansätze zum
Einüben dieser Fertigkeiten beim Spiel zu zweit oder zu dritt. Meistens handelt
es sich dabei um
– eine Kooperation mit einem zweiten Verteidiger (Verschiebung des Spiels z. B. von der starken auf die schwache Seite);
– eine Kooperation mit einem anlaufenden Angreifer.
- Ein weiterer Schritt ist die Simulation von Widerstand in Gestalt eines attackierenden Spielers, der Druck auf den zu einer neuen Aktion ansetzenden Verteidiger aufbaut.
- Das Training kann nachfolgend dadurch erweitert werden, dass der Widerstand durch den attackierenden Spieler verstärkt wird, oder auch durch einen solchen Übungsaufbau, dass der Spieler, der zu einer neuen Aktion ansetzt, zur Wahl zwischen mehreren Lösungsvarianten angehalten ist (Zuspiel zum Verteidiger, Zuspiel zum Angreifer, Einzelaktion) und dass bei den Spielern die Angewohnheit ausgebildet wird, das Spiel zu lesen und Entscheidungen unter Druck zu treffen.
- In allen Trainingsphasen empfiehlt es sich, die Posten der Spieler regelmäßig zu wechseln und nicht streng zwischen Angreifern und Verteidigern zu unterscheiden.
Beobachtungen aus der Praxis:
- Sowohl beim Trainieren als auch im Spiel müssen die jungen Spieler zu
einem besseren Lesen des Spiels in den Phasen vor der Ballübernahme angeleitet
werden, und zwar durch:
a) visuelle Kontrolle der Bewegungen und Aufstellung der eigenen Spieler (Zurückblicken über die Schulter);
b) visuelle Kontrolle der
attackierenden gegnerischen Spieler;
c) visuelle Kontrolle der freien Räume, in die der eine neue Aktion oder ein Angriff
gestartet werden könnte.
- Beim Trainieren wie im Spiel muss die Kreativität der Spieler entfaltet werden; diese sollten sich nicht scheuen abzuspielen bzw. individuelle Lösungen zu suchen.
- Die jungen Spieler haben Reserven in Situationen, in denen sie den Ball durch gute Abwehraktivitäten erringen und kreativ mit ihm umgehen sollen. Beim Training der Aktivitäten im Verteidigungsdrittel empfiehlt es sich, einen Baustein in die Übungen einzufügen, bei dem die Spieler den Ball, nachdem sie ihn errungen haben, in die Menge oder zum Trainer abspielen.
- Regelmäßiger Postenwechsel der Spieler bei Spielen der Klassen U11 und U9 ist eine unabdingbare Komponente für das Erlernen der Basisfertigkeiten, die Entwicklung des Lesens des Spiels und die Beschleunigung der Schritte beim Ansetzen zu einer neuen Aktion.
- Fehler der Spieler beim Abspielen sollten als Weg zur Verbesserung und als Erfahrung wahrgenommen werden, dank der die Spieler das Selbstvertrauen für ein kreatives offensives Spiel erwerben.
Die taktische Komponente des Ansetzens zu neuen Aktionen:
- Parameter des Zuspiels: Präzision (ob das Zuspiel auf den Stock des Mitspielers gerichtet ist), Timing (ob das Zuspiel in dem Moment erfolgt, in dem der Mitspieler es annehmen kann), Effektivität (ob das Zuspiel an jene Mitspieler oder Räume gerichtet ist, die die Entwicklung eines Angriffs, die Bedrohung des gegnerischen Tores oder den Abschluss der Aktion mit einem Schuss ermöglichen).
- Kann in einer gegenseitigen Positionsaushilfe der beiden beteiligten Spieler erblickt werden.
- Kann im Lesen des Spieles und Beobachten des Umstandes erblickt werden, ob der Verteidiger ein Rechts- oder Linkshänder ist (besonders beim Spiel unter Druck).
Das Einzelspiel bei der Verteidigung und beim Angriff – Überschrift auf blauem Feld
Fähigkeiten und Fertigkeiten, die für eine Abdeckung der Verteidigungshälfte erforderlich sind:
- Überblick über die Situation ist nötig für eine richtige Analyse und Deckung der Spieler;
- ein gutes Positionsspiel ist nötig, um Druck auf den Gegner aufzubauen, diesen in die Spielfeldecken und zu den Banden abzudrängen und Zuspiele abzufangen;
- ein zweckmäßiges Körperspiel im Rahmen des Erlaubten (in den Ecken, vor dem Tor);
- wichtig ist das Abblocken von Schüssen;
- Kommunikation mit dem Torwart.
Wie attackiert man den Gegner im Verteidigungsdrittel? Wann soll man den Gegner zurückdrängen/attackieren und wann abwarten?
Der Verteidiger attackiert, wenn:
- ihm der Gegner den Rücken zuwendet;
- der Gegner den Ball nicht in seiner Kontrolle hat;
- der Spieler gut von den anderen Spielern seines Teams unterstützt wird (Verdichtung des Spiels oder Möglichkeit des Sicherns);
- der Gegner mit Ball allein steht und keine Unterstützung von anderen Spielern seines Teams hat (z. B. bei einem Wechsel);
- die Teamtaktik eine Attacke vorsieht (z. B. im Schlussdrittel oder vor Spielende).
Der Verteidiger wartet ab, wenn:
- der Gegner frontal zu ihm steht (ins Spiel oder zum Gegner gewandt);
- der Gegner den Ball unter Kontrolle hat;
- der Spieler von den anderen Spielern seines Teams nicht gut unterstützt wird (z. B. in einer Situation mit ungleicher Spielerzahl und bei Überzahl);
- der Gegner in einer für einen Abschluss ungünstigen Situation ist;
- die Teamtaktik ein Abwarten vorsieht (z. B. Zone).
Basisvoraussetzungen für ein erfolgreiches Spiel des Verteidigers beim Angriff:
- Fertigkeit, sich schnell und effizient auf dem Spielfeld zu bewegen;
- Fertigkeit des Spiels mit Ball und der Ballabdeckung;
- Fertigkeit des Zuspiels und der Ballkontrolle nach einem Zuspiel;
- Fertigkeit, den Gegner zu verwirren – Haken, Antäuschen, Finten;
- Mut, Kreativität und Durchsetzungsfähigkeit.
In der Altersklasse U15 und den Nachwuchsklassen kann das Training der Verteidiger z. B. so eingeplant werden, dass ein Teil der Trainingseinheit hierfür speziell reserviert und der Inhalt entsprechend ausgerichtet wird.
Wichtig ist auch die Auswahl von Spielern, die für den Posten des Verteidigers geeignet sind.
Erfahrungen aus der Praxis:
- Für den Posten des Verteidigers werden meistens größere Spieler ausgewählt.
- Für den Posten des Verteidigers werden meisten Spieler ausgewählt, die sich nicht so gut fortbewegen können und Reserven bei spezifischen Hockeybewegungen haben.
- In den Altersklassen U11 wird die Rotation der Spieler zwischen den Posten vernachlässigt.
- In den Altersklassen U15 und darunter werden vielversprechende Spieler zu wenig auf dem Posten des Verteidigers eingesetzt (auch bei Spielen mit „schwächeren“ Gegnern).
Grundlegende Empfehlungen für die Verteidigerausbildung:
- Regelmäßiger Postenwechsel der Spieler in den Altersklassen U11 und U9 (in den Trainingseinheiten und im Spiel).
- Die Spieler zu konstruktiven Lösungen aller Spielsituationen hinführen (Hinausschießen und Abfeuern des Balles vermeiden).
- Die Kreativität der Spieler und das Lesen des Spiels entwickeln (durch
Übungen, bei denen Entscheidungsfindung und die Wahl zwischen mehreren Lösungen
für eine gegebene Situation gefordert ist).