UNIT: Abwehrsysteme

Spielaktivitäten des gesamten Teams werden als „Systeme“ bezeichnet. Diese können in Angriffs- und Abwehrsysteme untergliedert werden. Das Spielsystem bezieht sich jeweils auf einen methodisch selbstständigen und isolierten Spielteil des Angriffs oder der Abwehr. Das Zusammenspiel und die Bewegung der Spieler haben bei den Systemen einen organisierten Verlauf. Die Einzelspieler und die Zusammenarbeit im Team müssen speziellen taktischen Anforderungen genügen.

Voraussetzung für den Erfolg eines Abwehrsystems ist eine zielbewusste Kooperation aller Spieler. Diese schalten sich sofort nach dem Ballverlust in die Abwehr, was nur dann möglich ist, wenn sie die technische und taktische Seite der Abwehr sowohl bei Einzelspielaktionen als auch in Kombinationen beherrschen.

In letzter Zeit spricht man aus sportlicher Sicht eher von Abwehrspielorganisation, wobei die älteren Spielsysteme mit ihren Aufstellungen die Basis für diese Organisation bilden. Die Gründe für diesen geänderten Blickwinkel und die Stärkung der Rolle der Spielorganisation sind folgende Umstände:

  • Beschleunigung des Spiels, häufigere Wechsel bei Tempo und Stil.
  • Steigendes konditionelles Niveau der Spieler (was zu einer scheinbaren „Verkleinerung“ des Spielfeldes führt, der Einzelspieler und das Team haben scheinbar weniger Raum, um sich durchzusetzen).
  • Steigendes technisch-taktisches Niveau der Spieler.
  • Steigende Ansprüche an Systemwechsel je nach Zonen und Spielräumen.

Die Spielorganisation kann auch als Fähigkeit der Spieler, sich auf dem Spielfeld in Bezug auf den Ball und ihre Teamkollegen zu orientieren, wozu auch das Reagieren auf die Bewegungen des Balls, der anderen Teamspieler und der gegnerischen Spieler gehört.

Bei den Schülerklassen empfiehlt es sich, das Trainieren der Spielorganisation in 2-1-2-Aufstellung in den Vordergrund zu stellen und dabei die Grundlagen der Aktivität des sog. „letzten Spielers“ und von dessen Funktion zu erwerben.

Welche Abwehrsysteme unterscheidet man?

  • Zonenverteidigung,
  • Mannverteidigung,
  • Zonenpressing,
  • kombinierte Verteidigung.

ZONENVERTEIDIGUNG

  • Ein Spielsystem, bei dem die einzelnen Spieler den Gegner jeweils auf ihren Gebieten daran hindern, zum Tor vorzudringen, und auf diesen Gebieten ihre Stellungen je nach der Ballbewegung wechseln.
  • Jeder Spieler ist für ein im Vorhinein bestimmtes Gebiet verantwortlich.
  • Die Aufstellung der Spieler sorgt für eine kompakte Formation.
  • Sie verlangsamt den Gegner und drängt ihn in unvorteilhafte Räume ab.
  • Die Spieler warten auf den Gegner, es fehlt die Spieldynamik.
  • Die häufigste Formation ist 2-1-2 für das gesamte Spielfeld oder mit Übergang zu 1-2-2 in der Mittelzone.
  • Stellt hohe taktische Anforderungen an die Positionsdisziplin.
  • Geringere Anforderungen an die Kondition.
  • Kann bei Spiel mit geschwächtem Team eingesetzt werden.

MANNVERTEIDIGUNG

  • Je nach Situation lockere oder enge Deckung des Gegners.
  • Ziel ist die Vereitelung oder Einschränkung der Zuspielmöglichkeiten des Gegners.
  • Das Spiel findet in häufigen 1-1-Spielsituationen seinen Ausdruck.
  • Schwächen beim Gegenangriff mit veränderlicher Position und bei hohem Spieltempo.
  • Trennung der Verteidigung vom Angriff.
  • Schwer übers gesamte Spielfeld zu praktizieren.
  • Häufigste Spieleraufstellung 2-1-2.
  • Hohe Anforderungen an die Kondition.

ZONENPRESSING

  • Wird gegen reifes Kombinationsspiel eingesetzt.
  • Persönlicher Druck auf den Spieler mit Ball, räumlicher Druck auf die situationsbedingte Angriffsformation.
  • Ziel ist die Vereitelung des Zuspiels und der Ballkontrolle.
  • Kooperation auf der Basis von Kombinationen – Doppeln, Sichern, Übernehmen.
  • Schnelles Angehen des Gegners und Zweikämpfe.
  • Wird auf dem gesamten Spielfeld angewendet, zumeist in 2-1-2- Aufstellung.
  • Hohe Anforderungen an die Kondition, die Bewegung und taktische Überlegungen.

KOMBINIERTE VERTEIDIGUNG

  • Nutzt gleichermaßen die Vorteile der Mann- und Zonenverteidigung.
  • Ist durch Wechsel von der Zonen- zur Mannverteidigung und umgekehrt gekennzeichnet.
  • Starker Druck auf den Gegner – ein hohes Maß an Druck auf den Spieler mit Ball, enge Deckung des Gegners ohne Ball und Halten der Position der Formation zum Ball.
  • Stärkung der Raumdeckung.
  • Decken des Gegners, der im Raum ist oder in den Raum läuft.
  • Kontakt des Spielers mit dem Ball – persönlich.
  • Ständiger und körperlicher Druck auf den Spieler mit Ball möglich.
  • Verstärkte Abdeckung wichtiger Räume möglich.
  • Übergang zum Gegenangriff vorteilhaft.

Für die Spielorganisation des Teams bei der Verteidigung gelten in allen Zonen bestimmte Grundsätze, die von den Spielern beachtet werden sollten:

  • Die Basis des Erfolgs sind Kooperation, Koordination und Kommunikation.
  • Durch die eigene Bewegung und Stellung dem Gegner nicht erlauben, den Ball zuzuspielen und zu kontrollieren.
  • Die Spieler je nach der Spielsituation und dem Raum des Spielfeldes eng oder locker decken.
  • Der Spieler, der dem Gegner am nächsten kommt, sollte als Erster angreifen.
  • Das Verteidigungsdreieck halten.
  • Die Abwehr konzentriert sich auf die Verteidigung der Mittelspur des Spielfeldes.
  • Den Gegner in Richtung Bande drängen.
  • Der Abwehrspieler sollte die Verteidigungsposition zwischen dem Ball und dem eigenen Tor oder zwischen dem Ball und dem Gegner ohne Ball halten.
  • Ziel ist, den gegnerischen Angriff zu verlangsamen und ihn dorthin zu drängen, wo wir ihn haben wollen, sowie den zurückkehrenden Abwehrspielern das Aufholen zu ermöglichen.

Für das Abwehrtraining ist es wichtig, dass jeder einzelne Spieler die Abwehraktivitäten beherrscht und sich Grundlagen der Zusammenarbeit in Abwehrkombinationen aneignet. Trainiert wird auch die Aufstellung der Abwehrspieler in der Verteidigungszone, der Mittelzone und der Angriffszone.

  1. Mannverteidigung in der Verteidigungszone, enge Deckung.
  2. Zonenverteidigung, Aufstellung in der Mittelzone. Die Spieler sind jeweils für einen eigenen Raum verantwortlich, sie wechseln die Stelle je nach den Bewegungen des Gegners.
  3. Zonenpressing in der Angriffszone.
  4. Kombinierte Verteidigung als Kombination aus Mann- und Zonenverteidigung. Zum Beispiel in der Mittelzone und der Angriffszone Zonenverteidigung, in der Verteidigungszone Mannverteidigung (siehe a+b).
  5. Verteidigung in der Angriffszone – Basisaufstellung. Eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiches Attackieren ist es, das Verteidigungsdreieck gegen den Ball zu halten. Es wird von den Abwehrspielern gebildet (2-1-2, 1-2-2).
  6. Abwehr in der Verteidigungszone – Basisaufstellung. Eine wichtige Voraussetzung ist das schnelle Angehen des Gegners.
  7. Übung der Mannverteidigung. Spiel auf kleiner Fläche, der Trainer spielt den Ball an – Situation 1-1, 2-2, 3-3. Enge Deckung des Gegners.
  8. Spiel mit Unterstützung von 2 Spielern – zwei Spieler aus jedem Team stehen sich gegenüber. Die Spieler, die ein Tor schießen wollen, müssen sich gegenseitig zuspielen, um den eigenen Spieler in der Ecke oder auf der blauen Linie zu erreichen, das Spiel kann 3-3, 4-4 fortgesetzt werden. Mannverteidigung, enge Deckung der Spieler.
  9. Die Verteidiger spielen sich den Ball hinter dem Tor zu und spielen auf die anlaufenden Flügel zu, dann Kreuzen auf der roten Linie und 2-2-Situation. Die Verteidiger folgen den Bewegungen der Spieler – Verantwortung für einen Raum bzw. eine Zone.